Hängen dir die lätscherten Knister-Knack-Jaul-Schrammel Valses, die auf vielen Milongas gespielt werden, auch schon längst zu den Ohren raus? Hier sind vierzig Alternativen.
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Zumindest für Tango-AnfängerInnen bedeutet „Musikalität“ bzw. „musikalisch tanzen“ in erster Linie den Takt zu erkennen und mit einfachen rhythmischen Variationen in Bewegung (vor allem Gehen) umzusetzen. Das „Vertanzen“ einer Melodie ist viel schwieriger und gelingt (falls überhaupt) nur TänzerInnen mit gutem bzw. trainiertem Gehör und viel Erfahrung. Man braucht sich nur auf Milongas bzw. Encuentros umzuschauen (bzw. entsprechende Videos anzuschauen), um mit Grausen zu sehen, dass viele Paare komplett neben der Musik sind und eher zufällig mal betonte Taktschlägen treffen. Und das nicht etwa zu komplizierter Musik von Troilo, Pugliese oder gar Piazzolla, sondern zu (rhythmisch) simplen Tangos wie z.B. Cara Sucia. Nachdem im normalen Unterricht das Thema Rhythmus leider meistens komplett ignoriert wird, musst du selber aktiv werden, wenn du etwas ändern möchte. Das ist aber gar nicht so schwer …

Immer wieder wird behauptet, man könne Tango nur „authentisch“ tanzen, wenn man die Texte kennen würde. Ich denke hingegen, dass es reicht, eine ungefähre Vorstellung davon zu haben, worum es in den meisten Tango-Texte zu haben. Eine genauere Kenntnis verdirbt einem oft genug die Stimmung bzw. den Tanz.

Die vier jungen Polen sind derzeit meine absoluten Lieblings-Musiker. Vor kurzem haben sie ein interessantes Interview gegeben.
Ihr neues, großartiges Album „Color Aires“ gibt es bei YouTube und Spotify.

Ich habe ein Interview mit Jörg Buntenbach von Tango On Air geführt. Thema ist mein Artikel über Coverversionen.

Wenn ich „folge“ (also „Frau“ tanze) kann ich es nicht leiden, wenn mein Partner plötzlich stehenbleibt und nichts mehr macht. Oft schaut er/sie mich erwartungsvoll an und gelegentlich kommt noch ein aufmunterndes „Jetzt bist du dran“. Ich bin in solchen Situationen bockig und mache auch einfach nichts.

Helge Schütt hat sein Verständnis von Tango-Musik visualisiert und ich denke, die große Mehrheit der TänzerInnen hätte das wohl so ähnlich gemacht.

Eigentlich ist der Titel dieses Beitrags unsinnig, denn er suggeriert, dass man Tango auch UNmusikalisch tanzen kann. Nur, kann man dann eigentlich noch von „Tanz“ sprechen? Wikipedia definiert Tanz als „Umsetzung von Inspiration (meist Musik und/oder Rhythmus) in Bewegung“. Kann man noch von „tanzen“ sprechen, wenn Paare komplett neben der Musik sind, bei einem simplen 3/4 Takt die 1 nicht treffen und eine flotte Milonga nicht annähernd tänzerisch umsetzen können?

In meinem Beitrag über guten Tango-Unterricht kritisiere ich, dass der übliche Unterricht oft völlig unstrukturiert und planlos ist. Jede Stunde wird irgendwas Neues gemacht, es wird kaum oder häufig gar nicht wiederholt, Neues wird nur selten mit bereits Bekanntem verknüpft und es ist keine in sich logische Abfolge von Inhalten („Progression“) erkennbar. Im Folgenden mein „Lehrplan“ für Anfänger.

Als alter, weißer, heterosexueller Cis-Patriarch darf ich im Folgenden noch ganz binär von „Mann“ und „Frau“ sprechen. Alle anderen müssen (je nach Grad der wokeness) das Wort „Mann“ im Geiste durch Führender, Verführer, Lead, Leader, Zur-Bewegung-Einladender, Nicht-menstruierendes Tanzwesen etc. ersetzen. 😉
Gerhard Riedl hat vor kurzem über Tango-Unterricht geschrieben. Als erstes solltest du seinen Artikel lesen, damit du den Original-Kontext der folgenden Zitate kennst.