Ein Gastbeitrag von Claudia Boerger über Web 2.0 Zusammenarbeit. Claudia hat mich zum Twittern gebracht …
Am Wochenende war ich auf dem EduCamp in Ilmenau. Besonders durch meine Gespräche mit Jean-Pol Martin habe ich viel über neugestaltete Projektbeziehungen im Paradigma des Web 2.0 gelernt. Diese Gedanken treffen unbedingt auch auf den regen Kollegenaustausch durch Mail, Blogs, Twitter, Foren etc. in Lehrerkreisen zu.
Auf dem EduCamp habe ich gemerkt, wie vertraut sich persönlich (d.h. face-to-face-technisch) unbekannte Menschen gleich waren: Web 2.0 ist daran „Schuld“, denn es konnten anscheinend tiefe Kollegenkontakte im Vorfeld aufgebaut werden. Das Neue ist, dass dies richtig tiefe Arbeitsbeziehungen sind und keine freundschaftlichen Verbundenheiten.
In einer Session von Jean-Pol wurde beispielsweise gefragt, was für die Teilnehmer Kriterien in einer guten und nachhaltigen Projektbeziehung seien. Es wurden Eigenschaften wie „Sympathie“, „gemeinsames Erleben“ genannt. Dies sind Merkmale, die z.B. mein Mann – in der freien Wirtschaft tätig – nie benutzen würde/könnte, denn diese Option hat man dort durch die institutionalisierten Strukturen natürlich nicht.
Bei über dem Netz geknüpften Kontakten geht man hingegen neben fachlichen Überlegungen schon auch von solchen latent emotionalen Anhaltspunkten aus; allerdings beschränkt man sich im kollegialen Austausch dann in der Regel wirklich lediglich auf die Arbeit. Die gegenseitige Wertschätzung/Sympathie schlägt sich im Projektkontakt darin nieder, dass man sehr eng und sich fachlich detailliert austauschend miteinander arbeitet. Wenn man im Job (face-to-face) beginnt, kollegiale Wertschätzung verbunden mit Sympathie zu entwickeln, wird man schnell privat und „Energien“ werden darauf verwendet, sich über Familie, Freizeit etc. ebenfalls auszutauschen.
Das scheint bei Web 2.0 Kontakten anders zu sein; man konzentriert sich mit aller Kraft auf den Sachinhalt. Dabei gilt: je größer die gegenseitige Wertschätzung gepaart mit fachlicher Geistesverwandtschaft desto größer der „Dampf“, den man entwickelt und weitergibt. Dadurch entsteht eine ganz neue, hervorragende Qualität der Arbeitsprodukte.
Ich persönlich glaube gar, dass diese besonders tiefen Arbeitsbeziehungen nur durch die mit dem Netz verbundene örtliche Distanz überhaupt möglich sind; arbeitet man am selben Arbeitsplatz verbieten Konkurrenzgedanken evtl. den unbeschränkten Gedankenaustausch.
Jean-Pol Martin
Youhuuu!
Andreas Kalt
Ich war zwar nicht bei EduCamp, habe aber über Twitter in den letzten Tagen Ähnliches erlebt. Das ist überaus spannend und schon nach wenigen Tagen habe ich einige wertvolle Anregungen mitgenommen.