Wieviele unterschiedliche Klänge bzw. „Sounds“ (er)kennen typische Tango-TänzerInnen? Ich würde antworten DREI: Di Sarli („schön melodiös“), D’Arienzo („flott, staccato“) und Pugliese („schwer zu tanzen, ständige Tempowechsel“). Die ganzen restlichen Orchester kann kaum jemand unterscheiden: Donato, Tanturri, Firpo, Caló & Co, alle klingen gleich bzw. sehr ähnlich. Stunden- bzw. (bei Encuentros / Marathons) tagelang immer der gleiche Sound, das weitgehend gleiche (meist schleppende) Tempo und das ein ganzes „Tango-Leben“ lang. Tango – ein langweiliger Gedanken, den man tanzen kann? Wie kann das Spaß machen? Kein Wunder, dass die Leute lieber erstmal ausgiebig quatschen, bevor sie irgendwann mal anfangen zu tanzen sich ein bisschen zu bewegen.
„Überall graues Haar, gereifte Menschen.“
Derzeit geht es mal wieder um die Überalterung des Tango, speziell um die Rolle der Musik. Da muss ich natürlich auch meinen Senf dazugeben.
Im Folgenden geht jeweils der erste Link zu Spotify und der zweite zu YouTube (YT).
„Mi Dolor“ (Mein Schmerz) ist einer meiner Lieblings-Tangos. Wie der Titel schon vermuten lässt, geht es inhaltlich wieder mal um das übliche Gejammer (vgl. diesen Beitrag über Tango-Texte): „I was your heart’s slave, I bowed to your whims and you paid me back with betrayal. […] Once again I suffer, longing to be loved and today, as before, I am a slave to your love.“ (hier der ganze Text).
Nachdem sich mir einfach nicht erschließen will, warum „der Leader“ bzw. „der Führende“ besser, „sensibler“ bzw. „gerechter“ sein soll als „der Mann“ bleibe ich bis auf Weiteres bei ihm.
Du bist männlicher Tango-Anfänger und lernst in einem normalen Kurs- bzw. Gruppenunterricht? Dann ist die Wahrscheinlichkeit ziemlich groß, dass du immer wieder (bzw. ständig) frustriert bist, weil du dich überfordert fühlst und nicht weißt, wie du eigentlich die Frau führen (und vielleicht auch noch auf die Musik achten) sollst, wenn du noch nicht mal deine eigenen Schritte verstanden bzw. gelernt / geübt hast.
Ein Workshop von […] Verón muss einfach toll sein – würde er sonst so viel kosten? Ansonsten stünde man ja als jemand da, der seine Knete für Quark eingetauscht hätte. Wie blamabel! Und tanzen können diese VIPs selbstredend ganz toll – das sagen ja alle! Also müssen sie es auch unterrichten können.
Quelle
Eigentlich gehe ich ja schon seit längerm nicht mehr auf Workshops, aber im Fall von Pablo Verón (den ich seit The Tango Lesson verehre) habe ich vor kurzem eine Ausnahme gemacht und zwei Workshops gebucht. Um das Fazit vorwegzunehmen: Meine eh schon bescheidenen Erwartungen wurden deutlich untertroffen. Das Ausmaß an didaktisch-methodischer Unfähigkeit war atemberaubend, die Workshops waren eine einzige quarkige Zumutung.
Die berühmte Tango-Tänzerin Nicole Nau hat ein interessantes Interview gegeben. Im Folgenden möchte ich einige ihrer Aussagen kommentieren.
Kann man nur mit Videos Tango lernen? Definitiv nein! Kann man durch Videos Inhalte des Unterrichts wiederholen bzw. vertiefen, seine Technik verbessern und Anregungen bekommen? Definitiv JA! Im Folgenden – passend zu meinen Anfänger-Lehrplan – ein paar Videos, in denen nicht nur demonstriert, sondern auch gut erklärt wird.
… aber es müssen ja nicht immer Mann und Frau sein. Auch zwei Männer können spektakulär tanzen.
… ist (zusammen mit Oblivion) das wohl bekannteste Stück von Astor Piazzolla. Viele kennen das Stück aus der großartigen Sequenz in dem Film The Tango Lesson. Auch in Easy Virtue und Frantic erklingt das Stück.
Alle Links verweisen auf Spotify, die meisten Stücke gibt’s aber auch bei YouTube.
Seit ich mit Tango angefangen habe, frage ich mich, wie man Spaß haben kann, wenn man jahrein, jahraus immer zur selben Musik tanzt.